SAITENWECHSEL
Musik im Parthenon-Saal
Eine neue Konzertreihe in Göttingen
Das Archäologische Institut in Göttingen (Nikolausberger Weg 15) besitzt die älteste Universitätssammlung von Gipsabgüssen antiker Skulpturen.
Der Parthenon- Saal hat eine aussergewöhnliche Akustik, die besonders den Eigenschaften der historischen Zupfinstrumente (Lauten, Gitarren) entgegenkommt, die in dieser Konzertreihe im
Vordergrund stehen sollen. Geplant sind Konzerte mit Sängern und Instrumentalisten mit Schwerpunkt auf Renaissance und Barock. Aber auch musikalisches Crossover (Barock-Jazz-Folk) ist geplant. Es
sind 6 Konzerte vorgesehen.
Die Sammlung ist Sonntags von 10-16 Uhr geöffnet - die Konzerte sind im Anschluss geplant, damit die Besucher vorher einen Blick in die Sammlung
werfen können.
KONZERTE 2016
I. Sonntag, 31.01.2016, 16:15 Uhr
SEVEN TEARS
Dowlands Pavanen & Frühbarocke Sonaten
Angela Hug, Joachim Arndt, Stefan Möhle, Elke Hardegen-Düker - Blockflöten, Laura Frey - Viola da Gamba, Andreas Düker - Laute
II. Sonntag, 06.03.2016, 16:15 Uhr
DER WANDERER
Schubertlieder mit Gitarre
Florian Brauer - Tenor
Andreas Düker - Romantische Gitarre
III. Sonntag, 15.05.2016, 16:15 Uhr
LES PAPILLONS - Feuer & Wasser
Händels Feuerwerks- und Wassermusik in kammermusikalischen Bearbeitungen (in Zusammenarbeit mit den Göttinger Händelfestspielen)
Britta Hauenschild - Traversflöte
Andreas Düker - Laute/Barockgitarre
Anne Sabin - Viola da Gamba
Preise: AK 20/15.- VVK 15/10.-
IV. Sonntag, 18.09.2016, 16:15 Uhr
ARPEGGIATA
Musik für 2 Theorben
Andreas Düker & Tobias Hecker - Theorbe
V. Sonntag, 30.10.2016, 20:15 Uhr
PAGANINI
Werke für Violine & Gitarre
Dmitri Feinschmidt - Violine
Andreas Düker - Gitarre
VI. Sonntag, 04.12.2016, 16:15 Uhr
WOLKENMEER - World Music/Early Music/Jazz & Folk
Beo Brockhausen - Andreas Düker - Job Verweijen
KONZERTE 2015
Das erste Konzert der Reihe mit LES PAPILLONS präsentiert italienische Barockmusik von Vivaldi, Corelli, Scarlatti und anderen.
I - Sonntag, 15.02.2015 - 16:15 Uhr - Nikolausberger Weg 15
LES PAPILLONS
Britta Hauenschild - Traversflöte
Anne Sabin - Viola da Gamba
Andreas Düker - Erzlaute/Barockgitarre
II. 26.04.2015
J.S. BACH - Lautensuiten
Andreas Düker - Erzlaute
III. 07.06.2015
FOCO IL COR
Frühbarocke Arien
Brita Rehsöft - Sopran
Andreas Düker - Erzlaute
IV. 19.07.2015
An die Laute
Von DOWLAND bis SCHUBERT
Florian Brauer - Tenor
Andreas Düker - Theorbe/Gitarre
V. 25.10.2015
VIVALDI: Konzerte & Sonaten
Dmitri Feinschmidt/Thomas Scholz - Violinen
Takanari Koyama - Kontrabass
Andreas Düker - Laute/Barockgitarre
VI. 06.12.2015
BAROCCO NUEVO - Play Bach
Andreas Düker - Erzlaute
Martin Tschoepe - Kontrabass
Ray Kaczynski - Schlagzeug
Alle Konzerte finden sonntags um
16:15 Uhr im Parthenonsaal in der
Sammlung der Gipsabgüsse im Nikolausberger Weg 15 statt.
Vorverkauf bei NOTA BENE (Burgstr.) 0551-4978781
Eintritt: 14.-/10.- Vorverkauf: 12.-/9.-
Organisation: Andreas Düker
Gefördert von der Stadt Göttingen und vom Verein Kunst e.V.
Virtueller Rundgang durch den Saal:
link
Kritik des ersten Konzerts der Reihe von Björn Steinhoff für das Kulturbüro Göttingen:
Der Steine Tränen
Les Papillons - La Bella Italia zu Gast im antiken Griechenland
Der Sage nach sollen selbst die Steine zu weinen begonnen haben, sobald Orpheus mit seiner Lyra zum Gesang anhob. An
diesem Sonntagnachmittag benetzt keine Träne die ‚Steine’, doch liegt das weder am ungewöhnlichen Konzertort noch an Sängern und Instrumenten…. Les Papillons – Britta Hauenschild
(Traversflöte), Anne Sabin (Viola da gamba), Andreas Düker (Erzlaute) - präsentieren in der Abgußsammlung des Archäologischen Instituts der Universität das erste Konzert aus der neuen Reihe
SAITENWECHSEL – Musik im Parthenonsaal.
Der öffentlich zugängliche Teil der Sammlung befindet sich in den Obergeschossen des Instituts am Nikolausberger Weg; sie
ist mit ihren über 2000 Gipsabgüssen die älteste und eine der bedeutendsten ihrer Art. Einige Figuren zur Seite gerollt, die freie Fläche mit Stühlen versehen, schon wird aus dem Parthenonsaal
mit seinen Oberlichtern ein optisch wie akustisch äußerst gelungener Konzertsaal.
Mit sichtlicher Freude begrüßt Kustos Dr. Graepler seine Gäste. Rasch werden noch ein paar Stühle dazugestellt, damit die
über 50 Hörer Platz finden. Einige einführende Worte zur Sammlung und ihrem Alter (1765 gegründet), zum Saale selbst dürfen nicht fehlen; wie „geplant“ nutzten in den Minuten vor dem Konzert
viele die Gelegenheit für einen kleinen Rundgang.
Auch Andreas Düker, unser Orpheus, wird einige Worte ans Publikum richten, doch erst nach dem ersten Beitrag in Tönen.
Diese stammen allesamt von italienischen Komponisten aus der Zeit des Barock. Lottis Sonate für Flöte, Viola da gamba und basso continuo eröffnet den Reigen. (Das Programm en détail finden Sie am
Seitenende.)
Den Continuopart übernimmt hierbei die Erzlaute mit ihren langen Baßsaiten, zusätzlich zu den üblichen Lautensaiten. Herr
Düker skizziert in einigen Sätzen die verwendeten Nachbauten historischer Instrumente, ihre klanglichen Unterschiede zu den „modernen“; außerdem darf ein Wort zur Auswahl des Konzertortes nicht
fehlen.
Was die akustischen Vorzüge des Saals anbelangt, ist ihm unbedingt zuzustimmen. Selbst für an heutige Orchesterapparate
gewohnte Ohren hat die Erzlaute hier einen tragenden, vollen Klang. Die Gambe, trotzdem sie etwas verhaltener klingt als ein Cello, ist noch näher am Gewohnten. Die Traversflöte profitiert vom
Raum vielleicht am stärksten - besonders die tiefe Lage, sonst gerne zugedeckt im Ensemblespiel, ist wunderbar deutlich zu hören.
Überhaupt Flöte; eigentlich kein großer Holzbläserfreund, überzeugen mich die übers Programm verteilten Sonaten für Flöte
und b.c. von Geminiani und Locatelli. Herausgegriffen seien nur das Largo aus Geminianis Sonate sowie das virtuose Schlusspresto bei Locatelli. Hier gebührt, anders als bei der
Gleichberechtigung in Lottis Eröffnungsstück, Britta Hauenschild und ihrem Instrument der Vortritt. Der b.c.-Part wird in Basslinie und Harmonieführung von Gambe/Erzlaute übernommen.
Dazwischen je „ein“ Corelli und Vivaldi. Das dreisätzige Trio des letzteren, von ganz volkstümlichem Schnitt, sammelt den
zweitgrößten Applaus des späten Nachmittags ein, doch sei ein weiteres Lob angebracht: Die Disziplin, mit welcher die drei im Mittelsatz Takt und Metrum halten – Flötenmelodie über gezupfter
Laute/Gambe -, ohne dass die Musik starr klänge, ist ganz verzaubernd.
Zuvor erklingt Corellis Sonate op.5 Nr.11 in D-Dur, gesetzt für Gambe und b.c. Das ursprünglich für Violine und
b.c. geschriebene Stück lässt besonders im zweiten und dritten Satz ahnen, welche technischen Schwierigkeiten eine Umschrift auf ein tieferes und damit - Physik! - größeres Instrument bedeuten.
Anne Sabins Part hätte hier ein wenig mehr Übung vertragen. Das selbstgesetzte Arrangement einer Scarlatti-Claviersonate für Laute und Gambe sowie der Corelli zum Abschluss demonstrieren erneut
das höchst aufmerksame Zusammenspiel aller; egal ob zu zweit oder zu dritt. Phrasen- und Satzabschlüsse, Tempo- und Rhythmuswechsel sind stets gut aufeinander abgestimmt
Die Follia aus Corellis op.5 Nr.12 (original ebenfalls für Violine/b.c.) zum launigen Abschluss bietet Les
Papillons die Gelegenheit alle Ausdrucksfacetten zu zeigen. Über einer Basslinie mit festem Harmonieschema ergießt sich eine Fülle von Variationen. Eben das Starre des Schemas ermöglicht es dem
Publikum leicht den Veränderungen von Melodie und Unterstimmen zu folgen. Veränderungen, die vom melancholisch-zurückhaltenden bis zum überdreht-ausgelassen reichen; (Barock)Gitarre-Schrammeln
inklusive.
Hätte sich jemand an der Musik gelangweilt – dem reichen Applaus, dem schließlich erfüllten Wunsch nach einer Zugabe (aus
Vivaldis „Winter“) nach zu schließen, war das nicht der Fall -, wären die gipsernen Zeugen der untergegangen Antike eine wunderbare Ablenkung gewesen. So aber sind sie schlicht – im Raum - die
ideale Ergänzung zur Musik - der Kunst in der Zeit.
link
Kritik des 4. Konzerts "An die Laute" von Tina Fibiger für das Kulturbüro
Göttingen:
Die Aphrodite im Parthenon Saal des Archäologischen Institutes muss leider ihre imposante Haltung als Statue wahren. Sonst würde sie sich vermutlich mit einem Lächeln zu den beiden Musikern herabbeugen, die in ihrem
Programm auch der antiken Liebesgöttin huldigen. Mit den musikalischen Seufzern von John Dowland, den innigen Liebeshymnen Claudio Monteverdis und Franz Schuberts dramatischen
Glücksvisionen.
„An die Laute“ ist der Konzertnachmittag in der Reihe „Saitenwechsel“ überschrieben. In der Galerie von Gipsabdrücken
antiker Skulpturen fand Lautenist Andreas Düker eine zauberhafte Klangkulisse für seine historischen Zupfinstrumente und die musikalischen Epochen, denen sich seine Konzertreihe widmet. Mit
befreundeten Musikern durchstreifte Düker zunächst das barocke Zeitalter und die Renaissance, um nun mit Tenor Florian Brauer auch in den Sehnsuchtsliedern der Romantik zu schwelgen.
Mit dem Hinweis „eine Laute, ein Tenor und wunderschöne Musik“ haben die beiden Musiker ihr Programm versehen.
Wunderschön ist dann auch die Wirkung, weil sich hier zwei sensible Klangmaler ans Werk machen und zunächst Dowlands Lieder wie mit dem Zeichenstift in fein nuancierte musikalische Tableaus
verwandeln. Florian Brauer wird zum elisabethanischen Troubadour, der das ganze Liebessehnen und Seufzen auch mit der sanften Ironie eines Shakespeare Narren versieht. Wenn um Damenherzen
gerungen wird, scheint die Laute fast ein bisschen kichern, um dann mit dem melancholischen Grübler und Skeptiker Dowland in den Momenten der Kontemplation zu verweilen.
Bei dem Lautensoli von Petro Paolo Melli und Alessandro Piccini kommt es zu wunderschön beschwingenden
Saitenwechseln, die auf die schwärmerischen Liebeshymnen fern der britischen Inseln einstimmen. In den Liedern von Giulio Caccini und Claudio Monteverdi lässt Florian rauer auch das
leidenschaftliche Pathos von Opernhelden anklingen, die sich ihren Gefühlsstürmen hingeben, abstürzen und weiter träumen, beflügelt von den harmonierenden Akzenten der Laute. In Monteverdis
„Si dolce è’l tormento“ erinnert ihr Klang an eine Orgelstimmung, wie sie die Melodielinien so sanft wärmend grundiert. Hier scheint Brauers wunderbar klar durchlässig konturierte
Tenorstimme mit den fernen Echos von Chorstimmen zu verschmelzen. Für Momente verwandeln die Musiker den Parthenon Saal in einen musikalischen Andachtsraum.
Auch Andreas Dükers romantische Gitarre mit dem kleinen Corpus hat’s in sich, wenn der den romantischen Liederreigen
Johann Kaspar Mertz Ständchen „An Malvina“ eröffnet. Als ob das Zupfinstrument die Nähe zu einem Tastinstrument sucht, wie es Schubert für seinen Liederzyklus „Schwanengesang“ gedacht
hatte.
Manche Zuhörer waren sicherlich auf den musikalischen Bogen bei diesem Konzert gespannt sei, ob sich Dowlands
melancholische Stimmungsbilder und Schuberts existenzielle Tableaus beim Thema Liebe so einfach unter einen Hut zaubern lassen. Sein Ständchen mit der Zeile „leise flehen meine Lieder“ lässt
sie zu Brüdern im Geiste werden. Nur dass Schubert bei den großen Gefühlen vielleicht noch leidenschaftlicher auf’s Ganze ging. So wie auch Florian Brauer, der mit dem Lied „Aufenthalt“ die
Erschütterungen einer Seelenlandschaft spürbar werden lässt. Auch dafür hätte die antike Liebesgöttin den beiden Musikern ein Zeichen ihrer besonderen Gunst gewährt, wenn sie im Parthenon
Saal des archäologischen Institutes nicht so viel Haltung demonstrieren müsste. Anders als das Publikum, das sich für diesen Saitenwechsel mit wunderschöner Musik und zwei wunderbaren
Musikern auch mit viel Beifall begeistern durfte.
Impressionen vom 1. Konzert: Les Papillons
Alle Bilder von Klaus Peter Witteman
kpw-photo.com
Impressionen vom 2. Konzert: J.S.Bach-Lautensuiten
Impressionen vom 3. Konzert: Foco il cor
mit Britta Rehsöft - Sopran & Andreas Düker - Erzlaute
Impressionen vom 4. Konzert: An die Laute
Florian Brauer - Tenor, Andreas Düker - Laute & Romantische Gitarre
Impressionen vom 5. Konzert:
VIVALDI - Konzerte & Sonaten
Impressionen vom 6. Konzert:
BAROCCO NUEVO - play Bach !